Augenringe: Was steckt dahinter? Was kann man dagegen tun?

AugenringWie entstehen die dunklen Schatten unter dem Augenlid? Sind sie nur die Folge eines ungesunden Lebenswandels oder können auch Krankheiten dahinterstecken? Welche Rolle spielt die Hautalterung? Was kann man selbst gegen Augenringe tun? Bringt man sie mit Augencremes zum Verschwinden? Wann ist der Gang zu einem Hautarzt angesagt? Dr. med. Martin Kägi leitender Arzt, Hautzentrum Zürich, bringt Licht ins Dunkle.

Was sind mögliche Ursachen für Augenschatten?

Dr. Kägi: Augenringe können verschiedene Ursachen haben. Eher harmlos sind kurzzeitiger Schafmangel, Jetlag oder ein Glas Wein zu viel. Da verschwinden die dunklen Schatten bald wieder von selbst.

Man muss aber auch in Betracht ziehen, dass hinter Augenringen ein ungesunder Lebenswandel, Mangelerscheinungen oder Krankheiten stecken können. Beispiele dafür sind anhaltender Schlafentzug, Flüssigkeits- oder Eisenmangel, Rauchen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch sowie Nieren- oder Schilddrüsenerkrankungen.

Weitere mögliche Auslöser sind Duftstoffe in Hautpflegeprodukten bzw. Parfums oder ein Zuviel Sonne. Dabei kommt es zu Pigmentstörungen, die bräunliche Verfärbungen rund um die Augen verursachen.

Dann gibt es noch die altersbedingten Augenringe. Mit zunehmendem Alter verliert die Haut an Unterhautfett und wird schlaffer. Dadurch können die Blutgefässe stärker durchscheinen und die Haut im Unterlidbereich verfärbt sich nach und nach blau-violett.

Können Augenringe auch angeboren sein?

Dr. Kägi: Ja, sogar oft. Man unterscheidet hier zwei Typen: blaue und braune Augenringe. Blaue Augenringe sind erkennbar an der typischen blau-violetten Verfärbung des Unterlids. Hauptgrund ist eine Gefässschwäche. Blutbestandteile treten aus und oxidieren. Diese Ablagerungen schimmern bläulich durch die Haut hindurch. Bei genetisch bedingten braunen Augenringen handelt es sich um eine lokale Pigmentstörung. Es bildet sich zu viel Melanin im Bereich der Unterlider und es entstehen dort, selten auch am Oberlid, bräunliche Verfärbungen. Braune Augenringe sind häufiger bei Personen asiatischer und afro-amerikanischer Abstammung anzutreffen.

Helfen Augencremes und -seren wirklich?

Dr. Kägi: In erster Linie hilft eine tägliche Pflege der Unterlidhaut mit Augencremes oder -seren, die Entstehung von altersbedingten Augenringen zu verhindern. Solche Produkte enthalten in der Regel Wirkstoffe, die Feuchtigkeit spenden (Hyaluronsäure), die Haut vor Sonnenschäden schützen (Vitamin A / Retinol) und einer Überpigmentierung entgegenwirken.

Darüber hinaus können damit auch bestehende Augenringe verbessert werden. Die Haut wird fester, feine Fältchen werden aufgepolstert und darunterliegende Blutgefässe sowie Verfärbungen können weniger durchschimmern. Allein mit Pflegeprodukten können Augenringe jedoch nicht endgültig zum Verschwinden gebracht werden. Optisch kann man mit einem Concealer nachhelfen und die dunklen Verfärbungen kaschieren.

Was halten Sie von Hausmitteln und anderen «Wundermitteln»?

Dr. Kägi: Viele Hausmittelchen wie das Auflegen von Teebeuteln, Gurkenscheiben und das Einmassieren von Honig beruhen auf einer Kühlung oder Befeuchtung der Augenpartie. Dadurch ziehen sich lokale Blutgefässe zusammen, die Haut wirkt optisch etwas geglättet und die bläulichen Verfärbungen sind weniger sichtbar. Die als Wundermittel angepriesenen Hämorrhoiden-Salben mögen zwar auch eine gefässverengende und abschwellende Wirkung im Unterlidbereich haben. Doch ist der Effekt bei allen erwähnten Mitteln nur kurzfristig und es besteht auch immer die Gefahr, die Augen zu reizen oder eine allergische Reaktion auszulösen. Ist eine Hyperpigmentierung die Ursache von Augenschatten, nützen diese Methoden nichts.

Wann soll ein Dermatologe konsultiert werden?

Dr. Kägi: Wenn Augenringe plötzlich auftreten oder schon länger bestehen, für die man keine Erklärung hat (z.B. Schlafmangel etc.), empfiehlt es sich, einen Dermatologen aufzusuchen. Insbesondere wenn weitere Symptome wie ungewöhnliche Müdigkeit, Konzentrationsprobleme etc. auftreten. Zunächst gilt es, mögliche Mängel in der Ernährung (z.B. Eisen) und Krankheiten auszuschliessen bzw. zu behandeln.

Welche Behandlungsmethoden sind am effektivsten?

Dr. Kägi: Bei einer Pigmentstörung stehen verschiedene Medikamente zur Auswahl, die das Melanin in der Haut reduzieren und somit einen bleichenden Effekt haben. Solche Produkte dürfen aber nur unter Anleitung eines Arztes aufgetragen werden, da sie starke Nebenwirkungen haben können.

Bei einer Gefässschwäche eignen sich bleichende Cremes hingegen nicht, weil sie die Haut noch dünner und transparenter machen. Wie bei altersbedingten Augenschatten empfiehlt sich hier eine Behandlung mit Hyaluronsäure-Fillern, welche die Haut nachhaltig mit Feuchtigkeit versorgen. Die Haut gewinnt an Volumen und Spannkraft, kleine Falten verschwinden und die Schatten rund um die Augen werden stark vermindert. Abhängig vom Hauttyp und der Injektionstechnik kann die Wirkung einer Filler-Behandlung 9 bis 24 Monate anhalten, in Einzelfällen jedoch auch kürzer oder länger. Durch Auffrischungs- und Nachbehandlungen lässt sich das gewünschte Ergebnis aufrechterhalten.